Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt.
Ein Mensch, der uns lieb war, ging.
Was bleibt, sind Liebe, Dank und Erinnerung.




Abschiedsrede...

 

Liebe Familie von Christian Schrader, liebe Freunde, Bekannte, liebe Trauergemeinde.

Wir sind heute hier zusammen gekommen um Abschied zu nehmen, wir nehmen Abschied von Christian Schrader, der im Alter von nur 25 Jahren gestorben ist.

Christian Schrader ist früh gestorben, viel zu früh. Wenn ein so junger Mensch stirbt sind wir besonders erschrocken, erbost und können es nicht fassen. Das jemand mit 25 Jahren stirbt das darf nicht sein. Alles in uns protestiert dagegen. Wie viel Leben hätte noch sein können. Wie viel Freude. Sie haben mir von den Plänen erzählt, die er für sein Leben noch hatte. Christian Schrader wusste, dass seine Lebenserwartung nicht so hoch war. Ein schweres Nierenversagen bestimmte ab seinem dritten Lebensjahr sein Leben. Aber er zeigte darüber keine Trauer, Verzweiflung, Depression. Er hatte beschlossen das Leben zu genießen, jede Stunde, jede Minute. Schlechte Laune, Trübsal blasen, das kam für ihn nicht in Frage, schon gar nicht vor anderen Menschen. Denn er wollte niemanden belasten, runter ziehen. Nur in seltenen Momenten und gegenüber ganz wenigen ausgewählten Personen ließ er auch seine Wut, seine Traurigkeit erkennen, wenigstens für einen Moment.
Ich lese Auszüge aus dem Prediger Salomo, Kapitel 3:

Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde.

Geboren werden hat seine Zeit, und sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit, und Gepflanztes ausreißen hat seine Zeit; Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit; Zerstören hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit; Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit; Umarmen hat seine Zeit, und sich der Umarmung enthalten hat seine Zeit; Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit;      Und weiter hinten heißt es dann:

Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er in des Menschen Herz gelegt, da sonst der Mensch das Werk, welches Gott getan hat, nicht von Anfang bis zu Ende herausfinden könnte.

Das Leben ist ein Fest, so sagt man. Christian Schrader hat dieses Fest genossen. Seine gute Laune war ansteckend, seine Lebensfreude überschäumend, er hatte unglaublich viel Energie und eine besondere Ausstrahlung. Seine Krankheit sah man ihm nicht an. Sie haben mir Fotos von ihm gezeigt, ein sportlicher schlanker und gut aussehender junger Mann, oder wie sie, liebe Frau B. gesagt haben, ein hübscher Bengel. Er war modebewusst, liebte schicke Klamotten und fiel gerne auf. Seine Art war immer direkt und grade aus, was andere von ihm dachten spielte keine Rolle.

Vielleicht war das alles mit ein Ausdruck seines Wissens, dass seine Lebenszeit begrenzt sein würde. Er hatte keine Zeit für Umwege, wollte keine Kraft mit den Dingen verbringen, die wir in Form von falscher Höflichkeit, Benimmregel oder Konvention so oft meinen spielen zu müssen. Er war klar in dem was er äußerte. Dabei war es nicht sein Wunsch andere zu verletzen, im Gegenteil, er bemühte sich, anderen eine Freude zu machen, niemanden zur Last fallen, und ging gerne auf Menschen zu. Und er wirkte auf Menschen, er konnte unglaublich gut mit Kindern, sie liebten ihn. Er war offen, hilfsbereit, manchmal so sehr, dass er übertrieb.

Ich denke da z.B. an die Geschichte, die sie liebe N. erzählt haben, wie er nach der körperlich sehr anstrengenden Dialyse 4 km durch den Regen gerannt ist um für Sie essen zu kochen. Und weil er wusste, dass sie gerne scharf essen, hat er auch richtig scharf gekocht, viel zu scharf.

Als wir zusammen saßen um über die heutige Trauerfeier zu sprechen haben sie mir viele solche Geschichten erzählt, Geschichten, über die wir alle lachen mussten. Diese Erinnerungen werden bleiben, Erinnerungen an schöne Erlebnisse und lustige Episoden, Erinnerungen an die Liebe und Freundlichkeit, die Christian Schrader verbreitete und die er auch selbst erleben durfte...
Und sie haben erzählt, mit wie viel Würde und ohne Murren er die Belastungen, die er allein schon durch die Dialyse in den letzten 5 Jahren hatte, getragen hat. Er ist nicht besonders sorgsam mit seiner eigenen Gesundheit umgegangen. Er wollte intensiv leben, er war nicht bereit auf irgendetwas zu verzichten.

Sie haben auch erzählt, wie stolz er war, wenn er trotz dieser Einschränkungen einmal einen Job fand, in dem er sich nützlich machen konnte, wo er sich beweisen konnte.

Seine große Leidenschaft war das Backgammon-Spiel, aber auch Dart, Billard, Schwimmen, Fahrrad fahren und vieles mehr waren Hobbys, die ihm Freude machten. Seine Familie war ihm wichtig, alle ohne Ausnahme, allen voran seine Lieblingsschwester M. Und es war ihm wichtig, die Familie einander wieder näher zu bringen. Vielleicht ist ihm das heute und hier noch gelungen.

Liebe Frau B. sie haben gesagt, ihr Sohn sei ein leibhaftiger Engel gewesen. Und ich glaube das stimmt. Denn er hat Menschen, die ihm begegnet sind, die ihn kennen lernen durften unglaublich viel gegeben. Liebe, Aufmerksamkeit, Trost, Freude, Spaß.

Ich glaube, dass es Menschen gibt, die so etwas wie Engel sind. Sie kommen in unser Leben, um uns etwas zu zeigen. Vielleicht wollte er uns zeigen: ...

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